
Leichter reparieren, einfacher upgraden und länger nutzen: Das macht ein grünes Notebook aus. Wer danach sucht, findet immer mehr Modelle – beim klassischen Hersteller, bei neuen Nachhaltigkeits-Playern und bei einer wachsenden Anzahl von Notebook-Wiederaufbereitern.

© Framework
Nachhaltiges Konsumieren ist kein Trend Einzelner mehr, sondern ein Einkaufsmuster, an dem sich immer mehr Kundinnen und Kunden orientieren. Sie wollen auch beim Notebook-Neukauf an diesem Prinzip festhalten. Doch wie bei den meisten IT-Produkten ist auch die Ökobilanz eines klassisch produzierten Laptops tendenziell schlecht. Die meisten Mobilrechner bestehen aus mindestens einem Drittel Kunststoff, der sich je nach Art nicht immer automatisch recyceln lässt.
Dazu kommen seltene und damit wertvolle Rohstoffe wie Wolfram, Zinn oder Cobalt, die meist aus Ländern stammen, die es mit Menschen- und Arbeitsrechten – gelinde gesagt – nicht so genau nehmen. Das macht sie zu Konfliktrohstoffen, die von Hause aus jedem nachhaltigen Ansatz widersprechen. Die Produktion klappt nur unter Einsatz von viel Wasser und Energie. Sie findet außerdem nicht nur an einem Ort statt – vom Transport ins Absatzland einmal ganz abgesehen.
Aus diesen Gründen kann es ein richtig grünes Notebook nicht geben. Allerdings finden sich immer mehr Lösungsansätze, um die Ökobilanz des Mobilrechners zu verbessern. Die unterschiedlichen Initiativen stammen sowohl von den bekannten PC-Herstellern als auch von neuen Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit im Notebook-Portfolio verschrieben haben. Die Gemeinsamkeit:
Die angebotenen Mobilrechner sind keine Hochleistungsmaschinen fürs Gaming, sondern orientieren sich beim Performanceniveau an Business-Mobilrechnern. Das schließt auch den Anschaffungspreis ein. Nachhaltigkeit bei Materialien, Produktion, Transport, Reparierbarkeit und Gebrauch ist nicht zum Schnäppchenpreis zu haben. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf die unterschiedlichen Möglichkeiten, an ein möglichst nachhaltiges Notebook zu kommen.
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Notebook mit grüner Note vom klassischen PC-Hersteller
Die steigende Nachfrage nach Laptop-Modellen, die die Umwelt möglichst wenig belasten, ist den klassischen PC-Herstellern nicht entgangen. Neben konventionell produzierten Mobilrechnern finden sich deshalb auch Geräteserien, die ausdrücklich als „nachhaltig“ gelabelt sind. Acer beispielsweise startete 2021 die Notebook-Serie Aspire Vero. Sie ist Teil der herstellereigenen Nachhaltigkeitsinitiative „Earthion“. Die Modelle der Reihe sind mit einem Gehäuse versehen, in das laut Hersteller zu etwa 30 Prozent PCR-Kunststoff eingearbeitet ist.
Das Kürzel steht für „Post-Consumer Recycelt“ und bezeichnet Kunststoff, der aus weggeworfenen Plastikmaterialien gewonnen wird. Sie stammen aus Haushalten, aber auch aus gewerblichen und sogar industriellen Einrichtungen. Um das auch optisch sichtbar zu machen, sind die Acer-Vero-Mobilrechner mit farbigen Sprenkeln in einem grauen Body versehen. Dazu finden sich die Buchstaben „E“ und „R“ auf der Tastatur spiegelverkehrt wieder.

© Acer
Technisch gesehen, setzt Acer bei der Aspire-Vero-Reihe auf durchaus aktuelle Technik, wenn auch nicht in allen Punkten: Es muss ein Full-HD-IPS-Panel mit 15,6 Zoll Diagonale genügen. Intern werkeln Intel-CPUs der elften Core-i-Generation in den Versionen i5 und i7, denen ab Werk 16 GB DDR4-SDRAM zur Seite stehen. Bei den SSD-Kapazitäten wählen Sie zwischen 512 GB oder 1 TB. Die Anschaffungskosten liegen je nach Modell bei etwa 650 bis 1000 Euro.
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Neben der Verwendung von recyceltem Material konzentrieren sich die Nachhaltigkeitsaspekte bei der Acer-Vero-Reihe auf die Gehäuse, die auf Langlebigkeit ausgelegt sind. So sollen sie sehr stabil gebaut sein und sich einfach öffnen lassen, um Reparaturen und zukünftige Hardware-Upgrades zu erleichtern.
Übersicht: Grüne Notebooks vom PC-Hersteller |
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Bezeichnung |
Nachhaltigkeit |
Gehäuse mit PCR-Kunststoff-Anteil; leicht zu öffnen für Upgrades und Reparaturen; Verpackung mit Recycling-Pappe |
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Gehäuse aus recyceltem Aluminium oder mit veganem Leder aus PET; Netzteil aus Recyclingkunstoffen und -metallen; kompostierbare Verpackung aus Bambus und Zuckerrohr |
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Gehäuse aus recyceltem Aluminium oder mit veganem Leder aus PET; Netzteil aus Recyclingkunstoffen und -metallen; kompostierbare Verpackung aus Bambus und Zuckerrohr |
Superedle Business-Notebooks mit etwas Nachhaltigkeit

© Lenovo
Nachhaltige Materialien fließen inzwischen auch in hochpreisigen Business-Notebooks ein, wie die 2022 neu geschaffenen Thinkpad-Z-Serie von Lenovo zeigt. Der PC-Hersteller nutzt hier je nach Ausführung recyceltes Aluminium oder veganes Leder aus recyceltem PET (Polyethylenterephthalat). Dazu unterscheiden sich die Mobilrechner auch in der Designsprache mit grauen Gehäusen, runden Ecken und einem bronzefarbenen Rahmen. Die Verpackung besteht ausschließlich aus Bambus- und Zuckerrohrfasern, die sich kompostieren lassen sollen. Beim Netzteil kommen Post-Consumer-Content-Materialien zum Einsatz, die von recycelten PET-Flaschen und Metallen aus dem Elektroschrott stammen.
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Das Innenleben ist jedoch eher von Hochleistung als von Nachhaltigkeit bestimmt: Lenovo nutzt die topaktuelle AMD-Ryzen-Pro-Prozessoren der Serie 6000, die zur Business-Linie des CPU-Herstellers gehört. Die Bildschirme haben ein 16:10-Seitenverhältnis und sind in unterschiedlichen Auflösungen bis WQUXGA (3840 x 2400 Pixel) und OLED-Ausführung zu haben. Bereits in der Einstiegskonfiguration als Z13 Gen1 für gut 2200 Euro finden sich 16 GB Arbeitsspeicher und eine SSD mit 256 GB, die intern per PCIe 4 angebunden ist – keine Technik, die besonders aufs Energiesparen ausgelegt ist.
Nächste grüne Stufe: Mobilrechner mit Circular Modularity

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Was im Smartphone-Bereich mit dem Fairphone bereits 2013 begonnen hat, setzt sich nun vermehrt auch bei Notebooks fort: Der Mobilrechner soll im Idealfall ein lebenslanger Begleiter sein. Dazu ist er modular aufgebaut und lässt sich deshalb leicht aufrüsten und erweitern. Mehr noch: Die ausgetauschten Komponenten laufen in den Produktkreislauf zurück, werden entweder recycelt oder aufbereitet, um sie erneut einzusetzen. Ziel ist es, das Potenzial einer Ressource optimal auszuschöpfen. Anstelle einer linearen tritt im Optimum eine kreislaufförmige Wirtschaft – Circular Modularity .
Sie berücksichtigt alle Bereiche einer Ressource. Schon beim Design eines Produkts soll neben der Leistung auch auf die Klimabilanz geachtet sein. Dazu gehören aber auch eine möglichst kurze Lieferkette dank vieler lokaler Recyclingquellen und eine Produktion, die schwerpunktmäßig in der Nähe liegt. Eine lange Produktnutzung wird durch das Einsammeln alter Elektronikteile flankiert, dem das Wiederaufbereiten folgt, um den enthaltenen Bestandteilen ein zweites Leben zu ermöglichen.

Nicht alle fairen Notebooks sind für Endkunden gedacht
Zu den Anbietern, die ihre Notebooks unter dem Label der Nachhaltigkeit vertreiben, gehören Framework, Prime Computer oder Shift. Sie betonen den modularen Aufbau der angebotenen Notebook-Modelle, die im Gegensatz zu herkömmlichen Mobilrechnern die Garantie nicht verlieren, wenn Sie selbst Hand anlegen. Dazu sind die Gehäuse leicht zu öffnen, um entweder ganze Module oder einzelne Komponenten zu ersetzen. Da die Geräte auf leichtes Reparieren ausgerichtet sind, sind Verklebungen verpönt. Vielmehr sind die Einzelteile verschraubt. In der Regel bieten die Hersteller die Ersatzteile und die Upgrade-Kits inklusive Online-Anleitungen auf den jeweiligen Webseiten an.
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Trotzdem unterscheiden sich die Anbieter grundlegend: So ist etwa das Primebook Circular des Schweizer Unternehmens Prime Computer gar nicht für den direkten Erwerb durch den Endkunden gedacht. Vielmehr soll es nachhaltig orientierte Firmen ansprechen, die sich laut Hinweis auf der Webseite bei Interesse an einen Reseller in ihrer Nähe wenden.

© Framework
Bei Notebooks der US-Firma Framework ist es umgekehrt: Diese nachhaltigen Mobilrechner sind ausdrücklich für den Endanwender vorgesehen und über die Webseite frame.work/de/de bestellbar. Dabei steht das aktuelle Modell „Laptop“ als 13,5-Zoll-Fertigmodell in drei Konfigurationen entweder mit Intel-CPUs der elften oder wahlweise sogar schon der zwölften Prozessorgeneration zur Auswahl. Bei den insgesamt sechs Varianten ist Windows vorinstalliert. Wer das nicht will, sieht sich die DIY-Edition an, die einem Barebone entspricht, dem – falls gewünscht – Komponenten wie Arbeitsspeicher und M.2-SSD zum Selbsteinbau beiliegen. Als Betriebssysteme eignen sich hier sowohl Windows als auch Linux – etwa Ubuntu oder Fedora, für die der Anwender aber selbst sorgen muss. Die Fertigsysteme starten bei 1049 Euro, der Selbstbau beginnt bei 959 Euro.

© Shift
Die Firma Shift verfolgt mit dem Shift13mi das Konzept eines modular aufgebauten Detachable-Notebooks. Zum 13,3-Zoll-Tablet gibt es auf Wunsch Keyboard, Pen und Falthülle dazu. So wird es zum Notebook in Microsoft-Surface-Manier. Das Produktdesign kommt aus Deutschland, die Produktion übernimmt eine eigene Firma in China – unter fairen Bedingungen, wie das Unternehmen auf seiner Webseite www.shiftphones.com betont. Die Geräte aus der ersten Produktionsrunde sind bereits verkauft, die zweite Herstellungsphase läuft zum Recherchezeitpunkt gerade. Als Preorder-Angebot startet ein Komplettpaket bei 1222 Euro, die fertigen Detachables gehen voraussichtlich ab November 2022 an die Kunden.
Zum Preis für das Shift13mi kommt noch ein Gerätepfand von 44 Euro, das jeder Käufer hinterlegen muss. Es wird zurückgezahlt, sobald das Gerät an das Unternehmen zurückgeht. So stellt Shift sicher, dass mit gebrauchten oder defekten Geräten ordnungsgemäß umgegangen wird. Das passiert in der hauseigenen Werkstatt, die das eingesandte Gerät entweder repariert, um es wiederzuverwenden, oder zerlegt, um die funktionierenden Teile für andere Gerätereparaturen einzusetzen. Nur unrettbar defekte Einzelteile sollen ins fachgerechte Recycling kommen.
Übersicht: Nachhaltige Notebooks mit Modulcharakter |
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---|---|---|---|---|---|
Bezeichnung |
Display |
CPU |
RAM |
SSD |
Preis |
13,9 Zoll |
ab Intel-Celeron 6305 bis Core i7-1165G7 |
ab 4 GB |
bis 1 TB |
auf Anfrage |
|
Framework Laptop (vorkonfiguriert) |
13,5 Zoll |
bis Intel Core i7-1185G7 |
bis 32 GB |
bis 1 TB |
ab 1049 Euro |
Framework Laptop (vorkonfiguriert) |
13,5 Zoll |
bis Intel Core i7-1280P |
bis 32 GB |
bis 1 TB |
ab 1159 Euro |
13,5 Zoll |
bis Intel Core i7-1280P |
bis 64 GB |
bis 4 TB |
ab 959 Euro |
|
13,3 Zoll |
Intel Core i5-1135G7 |
16 bis 32 GB |
500 GB |
1222 Euro |
Refurbished-Notebooks: wiederaufbereitete Gebrauchte
Wer nachhaltig kaufen will, aber nicht bereit ist, den derzeit noch ziemlich hohen Gerätepreis eines ab Werk fairen Notebooks zu bezahlen, kann sich auch unter gebrauchten Laptop-Modellen umsehen. Damit verhalten Sie sich äußerst umweltfreundlich, da nichts Neues produziert wird, sondern die vorhandene Hardware länger im Einsatz bleibt. Zahlreiche Unternehmen verlegen sich auf wiederaufbereitete Mobilrechner.
Wichtig: Bei der Händlerauswahl sollten Sie keine Kompromisse machen. So sollte ein Refurbished-Notebook wie jedes andere IT-Gerät mit einem Rückgaberecht sowie mit einer Gewährleistung von mindestens 24 Monaten ausgestattet sein.
Viele der gebrauchten, nun wiederaufbereiten Laptops stammen aus dem Business-Leasing – etwa aus den Serien Dell Latitude , Fujitsu Lifebook , Lenovo Thinkpad oder HP Elitebook . Die Geräte haben den Vorteil, dass die Gehäuse meist aus Aluminium bestehen und damit auf längere Haltbarkeit ausgelegt sind. Verantwortungsvolle Refurbisher garantieren, dass die Mobilrechner gereinigt sind und technisch einwandfrei funktionieren. Um dem Wunschnotebook möglichst nahe zu kommen, sollten Sie sich die wichtigsten Kriterien vor der Recherche genau überlegen. Viele Plattformen wie etwa AfB , Backmarket oder Buyzoxs erleichtern die Suche über Schlagworte wie Marke, Prozessor-Typ oder Zustand.
Lohnenswert können auch Outlets bekannter Händler wie etwa Alternate sein. Spezielle Bereiche für Refurbished-IT bieten Amazon oder Conrad an. Aber auch direkt beim Hardwarehersteller wird das Potenzial für aufbereitete Notebooks und andere IT-Geräte inzwischen erkannt. Sie finden etwa bei Apple oder Dell neben Neuware auch eine wachsende Auswahl aufbereiteter Produkte – darunter Notebooks.
Übersicht: Händerauswahl für Gebraucht-Notebooks
Siehe auch:
Hardware entsorgen: 5 Alternativen zum Wertstoffhof